Klima FAQ

2019 habe ich erstmals über Klimawandel geschrieben. Damals entstand die Klima FAQ für Einsteiger. Höchste Zeit den Text nochmal zu teilen, natürlich mit den aktuellsten Daten.

Gibt es den Klimawandel?

Ja, und er wird durch den Menschen verursacht. Da sind sich 99% aller seriösen Wissenschaftler einig. Außerdem leugnet Donald Trump den Klimawandel – aus meiner Sicht der deutlichste Beweis, dass er real ist. Der Weltklimarat schreibt dann auch:

„Menschliche Aktivitäten haben, vor allem durch den Ausstoß von Treibhausgasen, eindeutig die globale Erwärmung verursacht.“  (IPCC, AR6, Summary for Policymakers)

Seit der Industrialisierung ist die Temperatur rapide gestiegen. 2024 wurde erstmals +1,5° Grenze überschritten.

Ich habe gehört/gelesen, der Klimawandel ist eine Lüge.

Es gibt Menschen, die den Klimawandel nicht verstehen, ihn leugnen und/oder ihn nicht wahrhaben wollen. Eine häufige Ursache dafür ist Angst. Der Klimawandel kann Angst machen, da ist Augen verschließen und wegschauen eine verständliche Reaktion. Eine Lösung ist das jedoch nicht. Das weiß jede, die schon einmal versucht hat, die nächste Klausur oder die Abschlussprüfung zu ignorieren.

Aber die Temperaturen haben sich doch früher schon verändert.

Ja, aber eben nur sehr langsam oder lokal in bestimmten Regionen. Hier geht es darum, dass es global/weltweit gleichzeitig wärmer wird. Dies ist in diesem Tempo bisher einmalig.  Den Temperaturverlauf der letzten 20.000 Jahre hat xkcd.com anschaulich dargestellt.  Du siehst den Unterschied…

Was passiert beim Klimawandel?

Vieles. Insbesondere wird es heißer. Speziell geht es darum, dass auf der Erde die weltweiten durchschnittlichen Temperaturen steigen. Neben überfüllten Freibädern im Sommer entstehen daraus noch ein paar andere Probleme, die sich auch durch einen Swimmingpool im eigenen Garten nicht beheben lassen.

In vielen Ländern wird es trockener. Gletscher tauen ab, Seen und Flüsse trocknen aus und Dürren nehmen zu. Der Meeresspiegel steigt, mit schlechten Prognosen für Holland, die Nordseeinseln und ein paar Inselstaaten. Der Klimawandel bringt aber auch Extremwetterereignisse wie Starkregen, Überschwemmungen, Orkane.

Gut beobachten lässt sich der Klimawandel aktuell in deutschen Wäldern, die über weite Gebiete absterben oder an den Alpengletschern. Sehr anschaulich hat Samuel Kramer die Folgen des Klimawandels zusammengefasst.

Woher kommt der Klimawandel?

Treibhausgase in der Atmosphäre heizen die Erde auf. Die wichtigsten sind Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N20). Kohlendioxid entsteht vor allem bei Verbrennung von Kohle, Erdöl, Erdgas oder Holz, aber auch bei der Herstellung von Zement oder Stahl. Methan und Lachgas entsteht vor allem in der Landwirtschaft beim Düngen und die Verdauungprozesse von Schweinen oder Kühen.

Schweine und Kühe furzen uns die Erde warm?

Leider ja. Methan ist ein 25fach stärkeres Klimagas als CO2. Auch gibt es heute um Größenordnungen mehr Zuchttiere als Wildtiere. Da macht ein bisschen Kuhfurz – mehr noch die Kuhrülpser –  schon was aus. Der Hauptpunkt dabei ist aber ein anderer: Für die Viecher werden große Futter- und Weideflächen benötigt. Dafür werden Wälder abgeholzt und verbrannt, was zusätzlich CO2 freisetzt. Insgesamt verursacht die Landwirtschaft in Deutschland 7,3% aller Treibhausgasemmissionen. Das ist zwar nicht der größte Brocken, aber doch ein Anteil.

Was verursacht die meisten CO2-Emmissionen?

Die größten CO2-Verursacher 2023 (weltweit) waren:

  1. Strom, Wärme, Energie (38%)
  2. Verkehr (21%)
  3. Industrie (16%)
  4. Gebäude (9%)

Beachte: Die Landwirtschaft taucht hier nicht auf, weil Landwirtschaft in erster Linie Methan und Lachgas freisetzt, aber kein CO2. Auch sind diese Zahlen weltweit. In einzelnen Ländern sieht die Verteilung anders aus.

Aber Deutschland verursacht nur 2% der weltweiten CO2-Emmissionen.

Das ist richtig. Wir stellen aber auch nur 1% der Weltbevölkerung. Einfacher Dreisatz ergibt also: Wenn alle Menschen so lebten, wie die Deutschen, gäbe es doppelt so viel CO2-Emmissionen – und deutlich mehr Antragsformulare als der Welt gut täte.

Klimaschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Das Pariser Klimaschutzabkommen haben 195 Staaten unterschrieben und jeder muss seinen Beitrag leisten. Als drittgrößte Volkswirtschaft werden wir mit Deutschland ja wohl mutig vorangehen. 35% aller Emissionen kommen übrigens aus kleineren Ländern. Würden die auch alle nichts tun, würde das mit dem Klimaschutz nichts.

Darf man mit dem Auto zur Fridays-for-Future-Demo fahren?

Ja, darf man, sofern man einen Führerschein hat. Autos auf dem Weg zur Demo verbrauchen nicht mehr Sprit als andere Autos auch. Nicht die Anreise zur Demo ist entscheidend, sondern dass man überhaupt hingeht und seine Stimme erhebt.

Können wir jetzt wieder aufhören mit dem Finger auf andere zu zeigen, und stattdessen Lösungen diskutieren? Wenn Du helfen willst, organisiere FFF-Fahrgemeinschaften, das reduziert den Spritverbrauch.

Darf ich mich von Klimaaktivisten genervt fühlen?

Ja, darfst du, aber auch das hat nichts mit Klimawandel zu tun. Die einzig spannende Frage ist: Wie schaffen wir die Klimawende und was ist dein Beitrag dazu?

Müssen wir jetzt alle radfahrende Veganer in Juteklamotten werden, die in ungeheizten Wohnungen grünen Tee trinken und Kniffel spielen, statt Netflix zu schauen?

Nein, das wird nicht nötig sein. Wobei Kniffel ein schönes Spiel ist.

Ganz ohne Veränderungen wird die Klimawende jedoch nicht gelingen. Bei näherer Betrachtung klingt die Vorstellung von mehr Wäldern, Städten mit sauberer Luft, gut funktionierendem ÖPNV, leisen Autos, gesunder Ernährung und kostenlosem Strom vom eigenen Dach aber auch nicht so schlimm, oder?

Was müssen wir tun?

Kurz gesagt: Schluss mit Erdöl, Kohle und Erdgas!  Wir müssen aufhören, Kohlenstoff auszubuddeln, der seit Millionen Jahre sicher unter der Erde lag. Jede Tonne Erdöl, Erdgas oder Kohle, die wir fördern, wird früher oder später verbrannt und dadurch zu CO2.

Ist Klimaschutz nicht viel zu teuer?

Nein. Klimaschutz kostet Geld, doch zum Glück gibt es in Deutschland reichlich davon, wenn auch an den falschen Stellen. Z.B. könnten wir die Subventionen für Kohle, Erdgas und Erdöl in erneuerbare Energien umlenken. Das gäbe bereits ein jährliches Budget von 65 Mrd. Euro.

Deutlich mehr Geld kostet übrigens „kein Klimaschutz“. Die Folgekosten des Klimawandels werden von verschiedenen Studien geschätzt auf bis zu 180 € pro Tonne CO2. Das wären nur für Deutschland 116 Mrd € pro Jahr, und ich glaube, da ist die notwendige Staumauer entlang der Nordseeküste noch nicht mit einberechnet.

Aber das kostet doch Arbeitsplätze.

Ja, wer sein Geld heute noch mit Braun- oder Steinkohle verdient oder mit der Herstellung von Dieselmotoren, muss wohl umschulen. Dafür entstehen zahlreiche Arbeitsplätze in neuen Branchen.  Ja, Klimaschutz verschiebt Arbeitsplätze. Das ist bei jeder Veränderung so und je früher man damit anfängt, umso leichter wird der Weg.

Gibt es auch einfache Lösungen?

Ja, gibt es, zumindest eine einfache Teillösung. Die könnte auch sofort umgesetzt werden und sie kostet noch nicht mal Geld: Ein Tempolimit auf Autobahnen spart jährlich 3 Mio Tonnen CO2. Auch die Energiewende ist mittlerweile gut verstanden und leicht umsetzbar. Das macht zwar Arbeit, doch eben haben wir doch noch nach Arbeitsplätzen gefragt, oder?

Was kann ich denn gegen den Klimawandel tun?

Endlich, ich dachte, Du würdest nie fragen. Aktiv werden kannst Du auf mehreren Ebenen:

  1. Lebe selber nachhaltiger. Tipps dazu gibt es reichlich im Internet. Auf Wunsch schreibe ich hier eine Todo-Liste.
  2. Rede mit anderen Menschen. Gewinne sie für das Thema. Lest gemeinsam die Klimadialoge.
    (Achtung: Klimawandel kann polarisieren. Hört einander zu und lernt voneinander. Beide Seiten!)
  3. Werde politisch aktiv.

Ach, es ändert sich ja doch nichts.

Doch tut es: Seit 1990 sind die Treibhausgase in Deutschland um fast 50% zurückgegangen. Auch in China gehen die Emissionen zurück. Also, welchen Schritt machen wir als nächstes?

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2 Gedanken zu „Klima FAQ

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