
Meistens ist Kohlendioxid CO₂ das wichtigste Klimagas. In der Landwirtschaft jedoch spielen Methan und Lachgas eine größere Rolle. Wir erinnern uns an die wichtigsten Klimagase:
- CO₂ ist das bekannteste Klimagas, heizt unsere Erde auf und kann in der Atmosphäre mehrere tausend Jahre überdauern.
- Methan (CH4) wirkt als Klimagas 25 mal stärker als CO₂, zerfällt aber innerhalb von 12 Jahren. Übrig bleibt CO₂, siehe oben.
- Lachgas (N₂O), a.k.a. Distickstoffmonoxid wirkt gleich 300 mal stärker und hält sich 120 Jahre. Danach zerfällt es zu Stickstoff und pikst dabei ein kleines Loch in unsere Ozonschicht.
Für Statistiken rechnet man die einzelnen Gasmengen mit diesen Faktoren um in CO₂-Äquivalente, kurz CO₂e. Für den Bereich Landwirtschaft schauen wir uns die einzelnen Gase jedoch genauer an.
Das wirksamste Treibhausgas ist übrigens keines der drei. Die mit Abstand größte Klimawirkung hat Wasserdampf. Das ist auch völlig OK so. Wenn ihr das genauer wissen wollt, schreibt mir in die Kommentare.
Energieemissionen
Der Bauer erntet sein Feld nicht mehr mit Sense und Ochsenkarren, sondern mit großen Maschinen. Diese brauchen Energie, z.B. als steuerbegünstigten Agrar-Diesel. Diese Emissionen rechnen wir nicht der Landwirtschaft zu, sondern in den Sektor Energie oder Verkehr. Als Lösung setzen wir auch hier auf Elektrifizierung.
Direkte Emissionen
Die direkten Emissionen der Landwirtschaft in Deutschland beliefen sich 2022 auf 52,2 Mio t CO₂e. Das sind 7,7% unserer Emissionen insgesamt. Hinzu kommen 8,1 Mio t Emissionen durch Verbrennung von Biomasse in Biogasanlagen. Zusätzlich gibt es wichtige Effekte durch LULUCF, aber dazu später mehr.
Laut Umweltbundesamt sind 5,3 Prozent der Treibhausgasemission Deutschlands direkt auf die Tierhaltung zurückzuführen. Weltweit sind es 14,5% der Emissionen laut FAO von 2013.
In der Landwirtschaft gibt es unterschiedliche Emissionsquellen. Zunächst mal sind Pflanzen eine (temporäre) Kohlenstoff-Senke. Pflanzen wachsen, indem sie CO₂ aus der Luft aufnehmen und mit Sonnenenergie in Zuckermoleküle und andere Kohlenstoff-Ketten umwandeln, a.k.a. Photosynthese. Wenn man die Pflanzen rodet oder erntet, ist es damit wieder vorbei. Durch Verrottung, Verzehr & Verdauung wird der gespeicherte Kohlenstoff dann wieder freigesetzt. Idealerweise als CO₂ und nicht als Methan, dann ist dieser Teil des Kohlenstoffkreislaufs klimaneutral.
Methan
Mit 64,7% stellt Methan den größten Teil der direkten Landwirtschaftsemissionen. Überwiegend entsteht Methan in der Viehzucht durch Verdauung. Dieses Methan verlässt dann stoßweise das liebe Tier, entweder durch Rülps oder Pups.
Das ist auch bei Menschen nicht anders. Wer es nicht glaubt, kocht morgen Bohnen-, Linsen- oder Kohlsuppe. Das fällt klimatechnisch jedoch nicht ins Gewicht, da wir keine Wiederkäuer sind. Wenn also jemand Schnitzel statt Linsen isst und das begründet mit klimaschädlichen „humanoiden Direktemissionen“, dann könnt ihr das getrost ignorieren. So lange du deine Nahrung nur einmal isst, sind Kohl, Linsen und Bohnen weiter erlaubt. Nur falls ihr Teenager im Haus habt, versteckt vorher das Feuerzeug. Die kommen sonst auf blöde Ideen.
Methan entsteht auch, wenn Pflanzenreste verfaulen oder wenn man Gülle und Mist offen rumliegen lässt. Genau genommen ist das auch Verdauung, diesmal durch Mikroorganismen. Idealerweise verrottet man Pflanzenreste daher in Biogas-Anlagen, fangt das Methan ab und nutzt es zur Energiegewinnung, bevor man es als weniger schädliches CO₂ in die Luft entlässt.
Lachgas
Weitere 30,1% schafft die Landwirtschaft durch Lachgas. Dieses entsteht ebenfalls durch Verdauung, Gülle und verrottende Pflanzenreste. Viel mehr Lachgas entsteht auf dem Feld durch Dünger und Stickstoff-Überschuss. Jedes Jahr bringt die Landwirtschaft in Deutschland mehr als 200 Mt Dünger auf die Felder. Stickstoffverbindungen sind der wichtigste Dünger für Pflanzen. Ein Teil davon entweicht als Lachgas in die Atmosphäre. Ein anderer Teil wird als Nitrat ausgewaschen und belastet so das Grundwasser.
Kohlendioxid – Nachkette
Kohlendioxid entsteht beim Atmen von Mensch und Tier. Wir verbrennen Zuckermoleküle, zerlegen sie dabei in CO₂, Wasser und Energie. Wenn Du gerade vor dem Frühstück einen Marathon gerannt bist, stammt erstens die Energie dafür von der Sonne, und zweitens hast Du ein merkwürdiges Hobby.
Müssen wir für den Klimaschutz jetzt alle die Luft anhalten? Das ist nicht notwendig. Du kannst nur CO₂ ausatmen, welches Pflanzen vorher aus der Luft entnommen haben. Das ist völlig ok. In der Gesamtbilanz ist dieser Kreislauf ein Nullsummenspiel. Man spricht hier von der Nachkette. Schwierig wird es erst, wenn das Pflanzen-CO2 in großen Mengen in Methan umgewandelt wird und so die Klimawirkung verstärkt.
Kohlendioxid – Vorkette
Sehr viel Kohlendioxid entsteht jedoch schon bevor die erste Pflanze wächst, nämlich in der Produktion von Mineraldünger. Für das Wachstum braucht die Pflanze Stickstoff, Kalk und Phosphor. Stickstoff-Dünger wird durch das Haber-Bosch-Verfahren hergestellt. Dabei reagiert Stickstoff mit Wasserstoff zu Ammoniak (N₂ + 3 H₂ → 2 NH₃). Dieser Wasserstoff kommt wiederum aus fossilen Brennstoffen. Dabei entsteht jede Menge CO₂. Diese Emissionen rechnen wir nicht zur Landwirtschaft, sondern zur Düngemittelindustrie. Für eine klimaneutrale Düngemittel-Industrie brauchen wir also wieder jede Menge grünen Wasserstoff. Auch deshalb sollen wir Wasserstoff nicht verheizen.
Auch für Kalkdünger wird CO₂ freigesetzt, jedoch viel weniger als für Stickstoff. Ebenso spielt Phosphor für die Klimabilanz keine große Rolle.
Vergärung / Verbrennung
Ein großer Teil der geernteten Biomasse wird vergoren und/oder verbrannt und setzt dabei CO₂ frei. Auch dieses CO₂ wurde vorher von der Pflanze gespeichert und ist daher Teil des Kreislaufes. So lange nur vorhandene Bioabfälle verbrannt werden, ist das OK. Idealerweise erfolgt diese Verbrennung in einer Biogas- oder Pyrolyse-Anlage und liefert so klimaneutral Strom und Wärme.
Problematisch wird es, wenn man ganze Waldflächen rodet oder verbrennt. Das versaut nicht nur die CO₂-Bilanz , sondern kostet auch Lebensraum und Biodiversität. Das bringt uns dann endlich zu LULUCF. Dies aber erst nach einer Tasse leckerem Kaffee.
Wenn man bedenkt, dass 82% der landwirtschaftlichen Fläche hierzulande nur der Produktion von Tierprodukten wie Fleisch, Milch und Eiern „dienen“, der Rest zur Produktion von direkter Nahrung, dann kann man sich in Zeiten von Klimawandel, Arten- und Naturvernichtung, Kontamination bis zur Vergiftung von Binnengewässern und den Meeresküsten (Todeszonen infolge Überdüngung) , dann kann man sich nur noch vor den Kopf fassen. Kaum ein Land heizt sich so schnell auf wie Deutschland. Unendlich kostspielige und schwierig umzusetzende Maßnahmen werden ins Auge gefasst, um mit der eskalierenden Situation klarzukommen. Dabei wäre es viel einfacher, zumindest die Hälfte, von mir aus anfangs erst nur ein Drittel zu natürlichen Kühlschränken sprich zu kühlenden, Wasser speichernden und Regen auffangenden bzw. Regen produzierenden Laubwäldern zu machen. Weg von der überflüssigen und rundum schädlichen Nutztierhaltung und Bauern zu bezahlten Klimawirten machen. Das käme uns alle billiger und nichts wäre effektiver, gesünder für Tiere, Menschen, Gewässer, Umwelt und Natur. Und schöner obendrein!
Ein schöner Ansatz.
Dazu Rückfragen:
82% der landwirtschaftlichen Fläche für Tierprodukte erscheint mir etwas hoch gegriffen? Vgl. dazu die Karte von Christian Victor unter https://klimadialoge.de/platz/ oder https://www.umweltbundesamt.de/umweltatlas/umwelt-landwirtschaft/einfuehrung/landwirtschaft-in-deutschland/wie-wird-die-landwirtschaftliche-flaeche-in . Danach wären es „nur“ 58%. An deinem Argument ändert das natürlich nichts.
Bei der Umwidmung der Flächen hätten wiedervernässte Moore wohl einen noch positiveren Klimaeffekt als Laubwälder. In der Praxis wird es wohl eine Mischung aus beidem.
Besonders gefällt mir der Begriff „bezahlte Klimawirte“. Wie genau sähe das in der Praxis aus? Woher käme die Bezahlung / Einnahmequelle?