Plastikgemüse

Vorletztes Mal habe ich euch einen Beitrag über Plastikobst angekündigt. Höchste Zeit also, die Ankündigung auch wahrzumachen. Schließlich sind wir hier ja nicht in der Politik.

Im Laufe seiner Küchenzeit, durchläuft man verschiedene Evolutionsstufen. Man beginnt mit Fertigpizza und arbeitet sich dann über Rührei und Pfannkuchen langsam nach oben. Mittlerweile versuche ich bevorzugt, Mahlzeiten aus frischen Zutaten herzustellen. Gleichzeitig vermeide ich Kochrezepte mit Anweisungen wie: Stechen Sie Löcher in die Abdeckfolie, anschließend 5 Minuten in die Mikrowelle stellen…

Dabei geht es mir nicht unbedingt darum, gesund zu kochen. Spätestens wenn man den Film „Unser täglich Brot“ gesehen hat ist man ohnehin skeptisch, ob Supermarkt und natürlich gewachsene Lebensmittel viel miteinander zu tun haben. Doch das Kochen mit frischen Zutaten gibt mir das Gefühl, halbwegs zu verstehen woraus mein Essen besteht. Gleichzeitig hat es was von: „Hab‘ ich selbst gemacht. Darf ich stolz drauf sein.“ Und wenn das Essen mal misslingt, hilft immer noch Eugen Roth.

So habe ich auch diesmal versucht, den Einkaufswagen mit Obst und Gemüse zu füllen, einfach weil das Spaß macht – und weil die Kinder so lernen können, wie man mit einem Messer und einem Küchenhäcksler umgeht. Zu Hause angekommen, ging es dann ans Auspacken und Einräumen. Dabei ist dieses Foto entstanden:

Plastikobst

Was läuft da schief?

Für alle, denen es nicht sofort auffällt: Karotten überleben monatelang in dunkler feuchter Erde. Sie wachsen dabei sogar, werden lecker, orange und knackig. Sobald sie aber die modrige, dunkle, feuchte Erde verlassen haben, glauben wir man müsse sie in Plastik verpacken, weil das sonst unhygienisch ist…

Besonders spannend wird es bei Bio-Gemüse: Während Gurken häufig noch in biologischer Reinform verkauft werden – lediglich geschützt durch einen unscheinbaren Mantel aus diversen Pestiziden, werden Bio-Gurken in Plastik eingeschweißt, teilweise sogar doppelt. Dies hat übrigens nichts mit schlechterer Haltbarkeit von Bio-Grünzeug zu tun, sondern soll lediglich Verwechslungen verhindern. Und da nach wie vor mehr konventionelle Gurken als Bio-Gurken verkauft werden, ist es halt effizienter ausgerechnet Bio-Ware einzuschweißen.

Jetzt wirkt es auf den ambitionierten Hobby-Öko natürlich befremdlich mehr Plastik zu produzieren, nur weil man das Bio-Siegel fördern will. Aber auch hierfür hat der Einzelhandel (REWE) eine Lösung parat: Seit einigen Wochen werden aus Gründen der Gleichberechtigung nunmehr alle Gurken eingeschweißt. So hat Bio-Inklusion halt auch seine Schattenseiten.

Für Technik-Nerds gibt es inzwischen plastikfreie Alternativen: Obst und Gemüse lässt sich mit Laser markieren:

Laser-Obst
Bildquelle: ©www.natureandmore.com

Wirkt auf den Nicht-Nerd-Öko immer noch befremdlich, sieht aber wenigstens cool aus. Interessant wäre noch, wie bei so einer Laser-Markierung die Energie-Bilanz aussieht. Kommt mir als Lösungskonzept aber auch nicht uneingeschränkt clever vor. Mal abwarten, wie lange es dauert, bis Monsanto eine Paprika-Züchtung präsentiert, bei der das Bio-Logo direkt in der Frucht mitwächst.

Wenn ihr jetzt sagt: „Jawohl, es wird Zeit für weniger Verpackungsmüll! Wir gehen jetzt alle auf dem Wochenmarkt einkaufen.“, dann ist das ein Schritt in die richtige Richtung. Aber Vorsicht: Auf dem Marktplatz ist auch ein Starbucks, und die machen einen verführerisch leckeren Coffee to Go! Insgesamt  320.000 Becher in jeder Stunde.

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