Gerne werden E-Fuels, Biosprit und neuerdings HVO100 angepriesen als nachhaltiger Treibstoff für Verbrennungsmotoren, unter anderem
von der FDP. „Nachhaltige Verbrennungsmotoren“, klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Wir müssen also gar nichts ändern, alles bleibt wie immer. Spoiler: Ist nicht wahr, sondern Quatsch.
E-Fuels, Biosprit und HVO100 sind Nebelkerzen, um die notwendige Transformation zu verschleppen. Nachhaltige Verbrennungsmotoren sind wie empathische und gebildete AfD-Wähler, gibt es allenfalls als sehr seltene Einzelfälle. Jedem kompetenten Ingenieur dürfte das auch schnell klar sein. Vielleicht aber werden die Berater der FDP nicht immer nach Fachkompetenz ausgewählt. Genug Polemik, „nachhaltige Verbrenner“ kurz erklärt.
Hinweis: Die nächsten Absätze enthalten etwas Chemie. Wer daran keinen Spaß hat, liest weiter bei „Keep it on the ground“.
Biosprit
Biosprit gewinnt man aus Biomasse, konkret aus Energiepflanzen, gerne aus Raps- oder Palmöl. Dadurch wird beim Verbrennen nur CO₂ frei, das die Pflanze vorher aus der Luft gebunden hat. Technisch heißt das Produkt FAME für Fatty Acid Methyl Esters. Verwendet wird Biosprit überwiegend in E10 Benzin, bzw. B10 Diesel. Die 10 steht dabei für 10% Biodiesel und damit auch für 90% fossiler Brennstoff. Höhere Beimischungen könnten den Motor angreifen wegen der Ester-Verbindungen. E10/B10 können daher maximal 10% Emissionen einsparen. Für den Klimaschutz ist das unter allen Lösungsvorschlägen die Globuli-Variante.
HVO100
HVO steht für Hydrotreated Vegetable Oil. Es entsteht ebenfalls aus Biomasse, gerne aus Abfällen und altem Frittenfett. Dieses wird mit Wasserstoff hydriert, um die Ester-Verbindungen aufzulösen. Das Ergebnis sind reine Kohlenstoffketten. Dadurch kann HVO100 direkt im PKW-Motor verbrannt werden ohne Mischung und Zusätze. Das Problem dabei: Für 100 km Autobahn musst Du sehr, sehr viel Pommes essen, damit wir genug Frittenfett haben und (grüner) Wasserstoff ist weltweit Mangelware.
E-Fuels
Das E steht für elektrisch. Dabei werden CO₂ und Wasser mit Hilfe von Strom zu langkettigen Kohlenstoffen verbunden. Diese kann man ebenfalls direkt im Motor verbrennen. Ein Problem hierbei ist der miserable Wirkungsgrad. Der Größte Teil der eingesetzten Energie gehen im Prozess verloren. Lediglich 10%-20% kommen tatsächlich im Auto an.
Keep it on the ground
Das alles ist jedoch zweitrangig. Das Hauptproblem bei Kraftstoffen ist die Nutzung. Egal wo der Kraftstoff herkommt, der Verbrenner Motor pustet ihn als CO₂ in die Luft und da haben wir bereits zu viel davon. Für E-Fuels wird das CO₂ gerne aus Industrieabgasen gewonnen. Hier argumentiert man, das CO₂ wäre ohnehin freigesetzt worden. Das ist ein Strohmann-Argument. Statt CO₂ einzufangen, müssen wir auf abgasfreie Industrieprozesse umstellen. Das ist teilweise kompliziert, jedoch die einzige langfristige Lösung.
Wenn Du Kohlenstoff eingefangen hast, dann behalte ihn am Boden. Wir haben bereits zu viel Kohlenstoff(dioxid) in der Luft. Wenn Du Kohlenstoff hast, behalte ihn. Keep him save and warm, keep it on the ground. Sehr gut geht das in Form von Biokohle. Siehe dazu auch mein Text zur
Pyrolyse.
Einsatzbereiche
Ein einigen Bereichen werden wir an Biosprit nicht vorbeikommen. In der Luftfahrt gibt es für Langstreckenflüge heute keine nachhaltige Lösung. Hier kann Biosprit einen Beitrag leisten. Die verfügbaren Biosprit-Mengen (
182 Mrd. l) reichen aber selbst dafür nicht aus (
382 Mrd. l). Gleichzeitig lässt sich die Menge an Biosprit nicht beliebig steigern ohne noch mehr Regenwälder abzuholzen und durch industrielle Monokulturen zu ersetzen.
Fazit
Biosprit und E-Fuels gehören nicht auf die Straße. Ausführlich hat sich z.B. Greenpeace mit dem Thema beschäftigt. Egal wie man es versucht, am Ende pustet der Verbrenner CO₂ in die Luft und da haben wir schon zu viel. Für die Straße gibt es bessere Lösungen. Lasst sie uns nutzen.
Was denkst Du über E-Fuels oder Biosprit? Schreib es in die Kommentare.