Teil 21: Kipppunkte

Im Klimaschutz bewegt sich zu wenig und zu langsam. Doch die Zeit läuft ab – und das ist noch höflich ausgedrückt. Das Weltklima ist kein Thermostat an dem man die Temperatur regelt, wie es einem gefällt. Ihr kennt das. Wenn Oma zu Besuch kommt, ist ihr kalt. Also dreht man die Heizung höher und schwitzt ein bisschen. Das ist auch völlig OK, denn Oma kommt viel zu selten zu Besuch, und wenn sie nach zwei Tassen Kaffee und vier Stück Kuchen wieder nach Hause geht, dreht man die Heizung wieder runter, macht kurz die Fenster auf und die Temperatur ist wieder OK. Mit dem Weltklima klappt das so nicht.

Im Weltklima gibt es Stellschrauben, die gehen nur in eine Richtung, wenn sie einmal gelöst wurden. Das sind Klimakipppunkte, neu-deutsch tipping points. Das sind Kettenreaktionen, die durch Erderwärmung ausgelöst werden und dann ihrerseits die Erwärmung weiter anheizen. Beispiele gefälligst?

Kipppunkt Sibirischer Permafrost

Durch die Erderwärmung taut in Sibirien der Permafrostboden auf. Im Boden festgefroren sitzen Megatonnen an Methan und CO2, die jetzt freigesetzt werden. Dadurch erwärmt sich die Erde noch schneller, was (Überraschung) noch mehr Permafrost auftaut und noch mehr Treibhausgase freisetzt.

Unmittelbar sichtbar ist das am Batagaika Megaslump (auf Google Maps oder als Video). Der aufgetaute Boden fällt in sich zusammen und bildet einen riesigen Krater. 50 Meter tief und ein Kilometer im Durchmesser wächst er jedes Jahr weiter and does „not show any signs of stabilization after several decades (since 1980s) of slump growth“ (Wikipedia).  Ja hätte es nur irgendwelche Anzeichen für den Klimawandel gegeben, wir hätten bestimmt viel früher reagiert.

Kipppunkt Grönlandeis

Grönland liegt unter einer dicken Eisschicht. Im Schnitt ist es 1,5 Kilometer dick teilweise bis zu 3 Kilometer und es schmilzt. Problem: Je mehr von dem Eis schmilzt, umso schneller schmilzt der Rest. Hier gibt es gleich mehrere Rückkopplungseffekte

  1. Schmelzwasser und Landmassen sind dunkler als Eis und erwärmen sich entsprechend stärker (Albedo-Effekt)
  2. Je tiefer der Eisschild sinkt, umso wärmer wird die Umgebungsluft.
  3. Auf dem Schmelzwasser können ganze Gletscherteile abrutschen in tiefere Lagen oder direkt ins Meer (Gletscherschmierung)
  4. Zusätzlich lagern sich durch Luftverschmutzung mehr und mehr Rußpartikel auf dem Eisschild ab. Schwarze Rußpartikel wärmen sich auf und schmelzen so das unterliegende Eis.

Wenn Grönland schmilzt, steigt der Meeresspiegel allein dadurch um sieben Meter.  Das bedeutet, Venedig, Oldenburg, Bremen, Hamburg, Amsterdam, Rotterdam – sind dann weg.


(Quelle da-oben.de)

Also hört auf, über Flüchtlinge aus Syrien zu streiten. Wenn wir nichts tun, kommen die Flüchtlinge aus Holland und die spielen dann hier im Fußballverein.  Der geschätzte Kipppunkt für das Grönlands Eisschild  liegt übrigens bei einer Erderwärmung von +1,5°. Gemessene Erderwärmung im Jahr 2024 waren +1,6°.

Das sind nur zwei von neun globalen und vielen regionalen Klimakipppunkten, die uns bevorstehen, wenn wir jetzt nicht den Arsch hochkriegen.


(Quelle PIK 2019 aktualisiert hier)

Klingt fatalistisch, ist leider simple Realität.

Wir handeln jetzt, oder wir grillen den Planeten.

Wer handeln will, tut das jetzt oder möge für immer…

Das Klima wartet nicht.

P.S.: Wer sich noch mehr frustrieren will, liest den aktualisierten Report von global-tipping-points.org. Wer handeln will meldet sich bei LocalZero.

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