Kinowerbung

Erinnert ihr euch noch an Kino? Das ist Netflix für Rudeltiere. Kino gab es schon zu meiner Schulzeit. Das war im letzten Jahrhundert, irgendwann in den 80ern. Google oder gar Streaming gab’s noch nicht, und im Fernsehen lief Abends nur die Tagesschau. Tatsächlich gab es damals so wenig Fernsehen, dass wir uns im Kino nicht nur den Film angeschaut haben, sondern davor auch noch die Werbung.

Ein Highlight war jedes Mal war die Langnese-Werbung. Die spielte an einen heißen Sommerstrand voller Menschen bei einem Potpourri aus Spaß, Lachen, Scherzen, Schabernack und Streichen. Dazu lief in voller Lautstärke der Ohrwurm aller Kinogänger:  Like Ice in the Sunshine….

Jung und Alt, Dick und Dünn. Alle waren am Strand und lebten den Sommer – gemeinsam, miteinander. Danach kam der Eismann ins Kino, und man hat sich mit der hübschen Nachbarin eine Schachtel Konfekt geteilt. Das war 1985.

Zeiten ändern sich.

Wisst ihr, was nach „Ice in the sunshine“ kam? Ab 1993 hieß der neue Slogan:  “ICH! … und mein Magnum!“

Was für ein geniales Marketing. Statt einem Pärchen gemeinsam eine kleine Schachtel Eis zu verkaufen, brauchte ab sofort jede(r) sein eigenes Magnum. Alles dreht sich um Ich! (… und mein Magnum).

Mein I-Phone, mein Haus, mein Auto, mein Boot, mein Rasenmäher whatever…

Wenn ich früher als Jungspund Rasen mähen wollte – oder musste, dann bin ich zum Nachbarn gegangen und habe mir seinen Rasenmäher ausgeliehen, völlig selbstverständlich. Heute verleiht man keine Rasenmäher mehr. Heute prahlt man eher um die Wette, wer hat den größeren… Rasenmäher.

„Ich, und mein Rasenmäher! Ich habe die 2kW-Maschine mit dem extra dicken Messer.“

„Ich habe den Gartentraktor mit Solarzellen und eigener Garage! Jetzt habe ich zwar keinen Platz für Rasen mehr, aber meiner ist dicker als deiner!“

Schaut her, das ist mein I-Phone 11! Ich habe keine Freunde, die ich anrufen könnte, aber Siri hört mir immer zu.

Sich etwas zu teilen ist nicht mehr angesagt. Statt WG-Feten mit den Nachbarn zusammen gibt es Single-Haushalte mit individualisiertem Netflix-Abo, und Kino-Gemeinschaftserlebnis heißt heute: „Mach schneller da vorne, ich will meine Nachos – extra groß.“

Dein Nachbar ist längst nicht mehr der gute Helfer in allen Lebenslagen. Im Besten Fall ist er ein Unbekannter, der Samstags zu laut Youtube hört, oder gar ein Konkurrent, der sich schon wieder den besten Parkplatz geschnappt hat.

Fun Fact: Heute schlägt mir die Autokorrektur vor „Ich und mein Magnum“ zu ersetzen durch „Ich und meine Magnum.“ Seit den 90ern hat sich also nochmal etwas geändert…

Von Klein auf sind wir in einem Wettkampfmodus. Immer geht es um: Wer ist der Schnellste, wer ist der Beste, wer ist der Größte? Wer ist der Stärkere?

Viel lieber aber will ich wissen: „Wie stark sind wir alle gemeinsam?“

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