
Heute schauen wir mal nicht aufs Klima. Ein Gedanke zu Feiertagen und Jahreswechsel…
Im Kino
Erinnert ihr euch noch an Kino? Das ist Netflix für Rudeltiere. Kino gab es schon zu meiner Schulzeit. Das war im letzten Jahrhundert, irgendwann in den 80ern. Damals gab es kein Netflix und selbst Google war noch nicht erfunden. Im Fernsehen gab es drei Programme und Abends lief die Tagesschau. Wollte man einen Film sehen, ging man ins Kino. Tatsächlich haben wir uns im Kino nicht nur den Film angeschaut, sondern davor auch noch die Werbung.
Ein Highlight jedes Mal war die Langnese-Werbung. Die spielte an einen heißen Sommerstrand voller Menschen bei einem Potpourri aus Spaß, Lachen, Scherzen, Schabernack und Streichen. Dazu lief in voller Lautstärke der Ohrwurm aller Kinogänger: „Like Ice in the Sunshine….“
Jung und Alt, Dick und Dünn, alle waren am Strand und lebten den Sommer – gemeinsam, miteinander. Nach der Werbung kam der Eismann ins Kino, also direkt in den Kinosaal und rief: „Eis, wer möchte Eis?“ Dann kaufte man eine Schachtel Eiskonfekt und die teilte man mit der hübschen Nachbarin. Das war 1985.
Zeiten ändern sich.
Doch nach „Like ice in the sunshine“ veränderte sich etwas und es war nicht nur die Werbung. 1994 hieß der neue Slogan: “ICH! … und mein Magnum!“
Was für ein geniales Marketing. Statt einem Pärchen gemeinsam eine kleine Schachtel Eis zu verkaufen, brauchte ab sofort jede:r sein eigenes Magnum. Alles dreht sich seitdem um Ich! (… und mein Magnum). Mein I-Phone, mein Haus, mein Auto, mein Boot, mein Rasenmäher whatever…
Wenn ich früher als Jungspund Rasen mähen wollte, also wenn meine Eltern morgens feststellten, dass ich Rasen mähen wollte, dann bin ich zum Nachbarn gegangen und habe mir seinen Rasenmäher ausgeliehen, völlig selbstverständlich. Heute verleiht man keine Rasenmäher mehr. Verleihen oder gemeinsam sind heute verpönt. Das ist höchstens was für Hippies. Heute prahlt man um die Wette, wer hat den größten… Rasenmäher.
- „Ich, und mein Rasenmäher! Ich habe die 2kW-Maschine mit dem extra dicken Messer.“
- „Ich habe den Gartentraktor mit Solarzellen und eigener Garage! Jetzt habe ich zwar keinen Platz für Rasen mehr, aber meiner ist dicker als deiner!“
- „Schaut her, das ist mein I-Phone 17! Ich habe zwar keine Freunde, die ich anrufen könnte, aber Siri hört mir immer zu.“
Sich etwas zu teilen ist nicht mehr angesagt. Statt WG-Feten mit den Nachbarn zusammen gibt es Single-Haushalte mit individualisiertem Netflix-Abo. Kino-Gemeinschaftserlebnis heißt heute: „Mach schneller da vorne, ich will meine Nachos – extra groß.“
Dein Nachbar ist längst nicht mehr der gute Helfer in allen Lebenslagen. Im Besten Fall ist er ein Unbekannter, der Samstags zu laut Youtube hört, oder gar ein Konkurrent, der sich schon wieder den besten Parkplatz geschnappt hat.
Quo vadis?
Von Klein auf sind wir in einem Wettkampfmodus. Wer ist die Schnellste, wer ist der Beste, was ist das Größte? Wer ist der Stärkere? Dabei will ich das gar nicht wissen. Mich interessiert eine ganz andere Frage…
.
.
Die Frage lautet:
💡 Wie stark sind wir alle gemeinsam❔
Euch allen frohe Feiertage, vielleicht mit einem Hauch von 1985. Wir sehen uns nach den Feiertagen jeden Sonntag zum ersten Kaffee – vielleicht auch mit den Nachbarn.