Manchmal ist es windstill, im Winter ist es kalt und nachts ist es dunkel – und manchmal sogar alles auf einmal. Das ist zwar seit der Grundschule jedem klar, doch heute sind ein paar Menschen so überrascht, dass sie extra ein neues Wort dafür erfunden haben – die kalte Dunkelflaute.
Wahrscheinlich wird Dunkelflaute das nächste deutsche Wort, das weltweit ins englische übernommen wird. Unser nächster Exporthit nach Kindergarten, Gesundheit, Schnaps , Weltschmerz, German Angst und Schadenfreude . Ob sich konservative Briten dann auch aufregen über „to many germanisms“ in ihrer geliebten Heimatsprache?
Der Begriff Dunkelflaute wird gerne verwendet, um die Energiewende schlecht zu reden. Noch besser passt er allerdings zur Beschreibung des AfD Wahlprogramms, der technischen Fachkompetenz von Mimimi Söder oder der Empathiefähigkeit von Friedrich Merz.
Es geht es um Zeiten, in denen die erneuerbaren Energien wenig Beitrag leisten und ein Großteil der verbleibenden Residuallast im Stromnetz durch konventionelle fossile Kraftwerke abgedeckt werden muss. Nun passt „Zeiten überproportional hoher Residuallasten im Gesamtstromnetz“ allenfalls noch ins Beamtendeutsch und taugt sicher nicht als Exportschlager. Außerdem wollen wir nicht um Begriffe streiten sondern um gute Lösungen, also nutzen wir die Wortschöpfung und beschäftigen uns wieder mit der Energiewende
Am 12. Dezember war tatsächlich eine solche Dunkelflaute mit gerade mal 20% erneuerbaren Energien. Das treibt die Strompreise in die Höhe, denn fossiler Strom und auch Atomstrom ist teurer. Die Strompreise an der Börse stiegen zwischen 17:00 und 18:00 Uhr kurzzeitig auf 90 ct/kWh (netto). Das war dann selbst für die Wetterlage unerwartet und die genaue Ursache wird noch untersucht. Sehr ausführlich und witziger als ich schreibt Jan Hegenberg, a.k.a. der Graslutscher, über die Dunkelflaute. Schaut gerne mal bei ihm vorbei. Nach wenigen Stunden war der Preis übrigens wieder im normalen Bereich heute liegen sie bei 7 ct/kWh.
Mit unserer Energieversorgung beschäftigen sich netterweise einige Profis, darunter auch Meteorologen. Denen ist bekannt, dass im Dezember wenig Sonne scheint und wann der Wind weht. Entsprechend ist das europäische Stromnetz darauf vorbereitet und kommt mit Wetter gut zurecht. Schwankende Preise am Strommarkt sind dabei normal und sogar gewollt (Stichwort Demand Side Management). Die kurzzeitigen Spitzenwerte im Dezember und November spielen da im Jahresschnitte wenig Rolle und waren dennoch unschön.
Gegen solche Preisspitzen helfen am besten Batteriespeicher. Diese entwickeln sich derzeit rasant und den Netzbetreibern liegen Anschlussanfragen für 160 GW Großspeicher vor. Damit könnte man ganz Deutschland und Frankreich vorübergehend vollständig mit Batteriestrom versorgen. Erwartet wird eine fünffache Kapazität bis 2026. Die ersten Effekte davon werden schon 2025 spürbar sein. Wenn die Strompreise dann stetig niedriger und stabiler werden, bin ich gespannt, ob es diese Nachricht auch in die Schlagzeilen schafft.