Meine Kinder haben mit gefragt: „Papa, wie funktioniert das mit dem Gott-Ding?“
Wer mich kennt, der weiß: Einfache Antworten kann ich nicht. Also erklärte ich meinem Kind: „Weißt Du, Kind, Gott ist ein Lufthauch…“
Wenn man früher, vor langer Zeit, wissen wollte, wie das Wetter wird, hat man in den Himmel geschaut und konnte dann mit Hilfe von Bauernregeln eine Vorhersage machen: Fliegt der Bauer um den Turm, ist wahrscheinlich starker Sturm.
Das waren zwar ausgedachte, aber klare Regeln und jeder Christ konnte die glauben
Heute ist das anders, da kommt das Wetter aus dem Smartphone – Wenn das Display nass ist, dann regnet‘s. Nein, das Wetter wird in Großcomputern berechnet und dort fragt das Wetter jeden Morgen an, wie es heute werden soll…
Wettervorhersagen per Großcomputer – die wurden erfunden von einem Typ namens Edward im Jahr 1961. Und dabei machte Edward eine Entdeckung, die unser Weltbild bis heute verändert hat. Edward wollte Stürme vorherzusagen, damit der Bauer nicht mehr ungeplant um den Turm fliegt.
Es waren zwei dieser Simulationsläufe, in denen Edward Lorenz seine Entdeckung machte. Er bemerkte, dass selbst kleinste Änderungen in den Startparametern der Simulationen völlig unterschiedlichen Wetterverläufen erzeugen.
Das war die Geburtsstunde der Chaos-Theorie und des Schmetterlingseffekts. Konkret besagt der Schmetterlingseffekt: Minimalste Änderungen der Luftströmungen an einer Stelle können langfristig riesige Auswirkungen auf das Wetter haben am anderen Ende der Welt. Für die Berechnung einer langfristigen exakten Wettervorhersage musst du jeden einzelnen Schlag eines Schmetterlingsflügels berücksichtigen.
Schon der Flügelschlag eines einzelnen Schmetterlings auf einem Weizenfeld in Niederbayern kann Wochen später einen Wirbelsturm in Südamerika auslösen. Das haben auch die niederbayrischen Landwirte verstanden und versprühen jedes Jahr Unmengen von Glyphosat auf ihre Weizenfelder mit der Begründung:
„Jo mei, des g‘hört so. Wuist Du etwa, dass do Schmetterlinge keman? De Bestin schlogn mid den Flügeln, des gibt Stürme und Tsunamis, do legst di nieda. Hätdn mia bloß scho friaha moi Glyphosod gspritzt. Ich sachs dir, dann wörd Fukushima vuileicht heid no laffa doa.…“
So hatte Edward Lorenz das wohl nicht gemeint, aber das Prinzip bleibt: Kleine Luftschwankung hier und heute … riesiger Wetterumschwung weit, weit weg im nächsten Herbst.
Was das alles mit Gott zu tun hat?
Seit Edward Lorenz gibt es für alle Nerds ein neues Gottesbild: Das Bild vom Schmetterlingsgott. Edward Lorenz hat gezeigt: Selbst minimale Luftschwankungen entscheiden langfristig über gutes Wetter einerseits oder Unwetter, Sturm und Verwüstung andererseits. Er hat damit gezeigt, dass die gesamte Welt viel enger miteinander verbunden ist als wir das wahrnehmen können.
Klar ist auch, dass ein zornig gebrülltes: „Was soll das denn werden!“ völlig andere Luftschwingungen erzeugt als ein freundliches: „Kann ich Dir helfen?“ Die wütend geballte Faust wirkt anders als ein freundlicher Händedruck. Aus dem Zimmer zu stürmen wirkt anders als aufeinander zuzugehen mit einem Lächeln.
Stellt euch vor, Gott wäre ein Schmetterling mit sanften Flügeln, der das Wetter macht. Stellt euch weiter vor, auch ihr könnt etwas bewirken, indem ihr euch ab und zu für die richtigen Luftschwingungen entscheidet.
Bei all euren Taten habt ihr die Wahl. Ihr könnt entscheiden, welche Luftschwingungen ihr erzeugt: Schüttelt ihr die Faust, oder reicht ihr die Hand? Stürmt ihr aus dem Zimmer, oder geht ihr aufeinander zu?
Jede einzelne eurer Bewegungen, jedes einzelne euer Worte hat nicht nur hier und jetzt eine Auswirkung, sondern sie wird ein Teil der weltweiten Luftströmungen und kann darüber entscheiden, ob es langfristig irgendwo ganz weit weg einen Sturm gibt, oder Sonnenschein.
Natürlich weiß man nicht, welche Tat letztlich den Unterschied macht zwischen Sonnenschein oder Sturm. Aber durch den Schmetterlingseffekt wissen wir:
Egal was ihr hier und heute tut. Jede eurer Bewegungen und jedes einzelne eurer Worte hat das Potential, Großes zu bewirken, auch dann, wenn ihr das in dem Moment noch nicht merkt.
Quellen