Nachdem 5 Kinder und zwei Katzen offensichtlich nicht ausreichen, um Haus und Garten auszulasten, wurde ich vor ein paar Jahren entschieden, dass wir dazu noch Meerschweinchen benötigen. Meine spontan aufsteigenden, jedoch völlig irrationalen Gegenargumente (Meerschweinchenallergie), wurden seitens der Familie durch einen offenen und sachlich konstruktiven Lösungsvorschlag sowie geschicktes diplomatisches Agieren entkräftet: „Papa, wir hätten aber soooooo gerne Meerschweinchen…“
Selbstverständlich brauchte auch jedes Kind sein eigenes Meerschweinchen. Anscheinend gab es Bedenken, dass ein einzelnes Tier nicht ausreichend Dreck produzieren könnte, um alle Kinder gleichmäßig mit so beliebten Tätigkeiten wie „Käfig saubermachen“ auszulasten. Wer kennt sich nicht, diese Szenen, bei denen sich die übermotivierten Kinder mit neuen Haustieren am Wochenende mit Besen und Kehrschaufel erbitterte Schwertkämpfe liefern und sich dabei anbrüllen: „Ich will den Käfig saubermachen. Du warst das letzte Mal schon dran!“
„Stimmt ja gar nicht! Du hast dich heimlich vorgedrängelt. Ich habe genau gesehen, wie Du dich gestern Nacht aus dem Bett geschlichen hast, um heimlich die Streu auszuwechseln. Du dachtest, ich merke es nicht, nur weil ich gerade das Katzenfutter alphabetisch sortieren wollte. Aber die Meerschweinchen-Überwachungskamera hat alles aufgezeichnet! Du hast ja sogar noch Strohhalme auf dem Schlafanzug.“
Selbstverständlich konnte man so ein Rudel auch nicht einfach in einem Käfig halten. Die Tiere brauchten doch Platz zur vollen Entfaltung ihrer Persönlichkeit, und selbst die größten frei erhältlichen Käfige waren da völlig unterdimensioniert. Ich erinnere an dieser Stelle an die Worte unseres Zoogroßhandelfachverkäufers: „Diesen Käfig kann ich Ihnen so nicht verkaufen. Für das Halten von Großwild in Wohngebieten brauchen sie zuerst eine Genehmigung.“
Aber Kinder und Teenager in ihrem Kreativ- und Handlungsdrang finden für jedes Problem eine Lösung und scheuen sich auch nicht davor, diese mit tatkräftigem Einsatz umzusetzen: „Papa, du musst für die Meerschweinchen ein Freilaufgehege bauen!“
Da wurde es höchste Zeit, den Kindern klar zu zeigen, dass es im Leben Grenzen gibt, dass man nicht immer alles haben kann und dass es für manche Probleme auch passende kleinere Lösungen gibt. Also sagte ich zu meinen Kindern: „Selbstverständlich! Sehr gerne! Wie groß soll das Gehege werden?“