
Dieser Artikel sollte schon letzte Woche erscheinen. Es ist der letzte Teil aus der Serie „Debatten, nicht nur mit Klimaleugnern“. Nächste Woche schließen wir die Serie dann ab, bevor wir den Blick auf die vorhandenen und zukünftigen Lösungen richten. Habt ihr euren Kaffee zur Hand? Es geht los.
Die wirksamste und zugleich einfachste Waffe der schlechten Diskussionsführung ist Ablenkung. Wenn Populisten keine Lust haben auf sachliche Diskussion – also fast immer – zünden sie Nebelkerzen, starten Ablenkungsmanöver und/oder zerren die Diskussion auf ein anderes Thema.
Gish Gallop ist eine weitere dieser Diskussionstaktiken, zusammen mit den Varianten Firehose of Falsehood oder Flood the system with shit. Der Name ist wenig poetisch, die Methode jedoch verbreitet, besonders unter Trump. Man feuert große Mengen falscher, inkonsistenter, schwachsinniger Informationen in die Runde. Der Inhalt ist dabei egal, je schriller und falscher desto besser. Das einzige Ziel ist Ablenkung. Das gipfelt in Blödsinn wie „In Springfield, they’re eating the dogs…“. Nicht nur bekommt man für solchen Quatsch immer noch die volle Aufmerksamkeit – und damit Follower und Wählerstimmen, denn der Mensch gewöhnt sich ja an alles. Gleichzeitig hat man tausende Journalisten ausgebremst, die den Schwachsinn auch noch recherchieren. Ebenso blockiert man Millionen von Menschen, die das lesen und sich empören, während Trump und sein Team im Hintergrund ungestört weiter die Demokratie und das Klima zerstören.
Statt Inhalte zu liefern, die womöglich auch noch angreifbar wären, lenke ich alle Aufmerksamkeit auf die Nebelkerzen meiner Wahl. Am besten durch emotional aufgeladene Themen. Besonders geeignet sind Gendern, Flüchtlinge, Atomkraft, vegane Ernährung oder wurstfressende Ministerpräsidenten. Nicht dass Inklusiver Umfang, Migration, Energieversorgung und Ernährung nicht wichtig wären. Doch die Art der Debatte dient häufiger der Ablenkung und dem billigen Stimmenfang (von rechts) als der sachbezogenen Diskussion oder gar einer Problemlösung. So kann man sicher sein, dass jeder mitreden will und während alle lauthals durcheinander quatschen, kann niemand wirksam handeln.
Merke: Wer sich aufregt, handelt nicht. Das ist es, was der Gegner will.
Beispiel Atomkraft
Atomkraft spielt in der Energiewende allenfalls eine Nebenrolle. Das ist allen Experten seit langem bekannt. Selbst bei gutem Willen schafft Atomkraft keine Energiewende. Dennoch wird es ständig und immer wieder diskutiert, besonders vor Wahlkämpfen. Habt ihr Markus Söder seit der Wahl nochmal über Atomkraft sprechen hören? Natürlich nicht, denn wenn er jetzt darüber spräche, müsste der die Dinger ja auch bauen. Das will er jedoch gar nicht (#söderchallenge). Warum also die Diskussionen? Weil es die Menschen so wunderbar beschäftigt. Während du Atomkraft diskutierst, kannst du keine PV-Anlage installieren und mit der örtlichen Energiegenossenschaft kein Windrad bauen. So lange du Atomkraft diskutierst, können andere Firmen weiter Kohle verbrennen, unnötige Gaskraftwerke installieren und/oder die Einspeisevergütung untergraben.
Daher hinterfrage in jeder Diskussion oder Debatte die Zielsetzung. Wer diskutiert um die Sache und strebt nach Erkenntnisgewinn? Wer will nur meckern und wer will nur sich – und andere – beschäftigen? Was wird am Ende der Diskussion anders sein? Welche Veränderung wird die Diskussion bewirken?
Fokussiere deine Kraft. Welche Handlung bringt uns vorwärts, welche hält uns nur beschäftigt? Ich freue mich, dass Du Klimadialoge liest und folgst. Doch kann das allenfalls die Vorbereitung sein. Wirksam wird dieses Wissen erst im Handeln. Welches wird dein nächster Schritt?