Teil 30: Leguminosen

Cool, gleich im Titel ein Neues Fremdwort. Letzte Woche hatten wir den Stickstoffkreislauf und auch da schon viele Fachvokabeln zum Angeben beim nächsten Partytalk. Wir erinnern uns: Pflanzen brauchen Stickstoff. Der kommt aus dem Stickstoffkreislauf, doch Industriedünger schafft das schneller/krasser/schädlicher(?). Denn Industriedünger steigert zwar Erträge, erzeugt aber auch CO₂-Emissionen und kann den Boden auslaugen.

Will man Industrie-Dünger vermeiden, muss der Stickstoff aus dem natürlichen Stickstoffkreislauf kommen. Am besten erledigen dies Hülsenfrüchtler, auch Leguminosen genannt.  Diese bilden mit den schon bekannten Knöllchenbakterien eine Symbiose. Die Pflanze füttert die Bakterien mit Nährstoffen. Die Bakterien siedeln sich dadurch in den Wurzelknöllchen der Pflanze an. Im Gegenzug erhält die Pflanze von den Bakterien Ammonium-Ionen (NH₄⁺) frei Haus direkt in die Wurzel geliefert.

Diese Pflanzen produzieren ihren Dünger mit ihren Hausbakterien quasi selbst, eine echte Self-Made-Plant mit angeschlossener Massenbakterienhaltung. Leistungsfähige Leguminosen sind u.a. Ackerbohnen, Erbsen, Süßlupinen, Soja, Kichererbsen oder Linsen. Diese sammeln pro Hektar und Jahr etwa 150 kg Stickstoff aus der Luft. Außerdem sind sie reich an guten Proteinen und lecker obendrein. Entsprechend sind sie nicht nur bei Veganern sehr beliebt.

Also bauen wir fleißig Hülsenfrüchte an, nutzen das gute Eiweiß, verzichten weitgehend auf Dünger sowie Tiere in Gefangenschaft und leben glücklich bis an unser Lebensende? Sorry, ganz so einfach ist es nicht. Essbare Hülsenfrüchte sind durchweg selbstunverträglich. Baut man sie mehrere Jahre hintereinander an, gerät die Bodenflora aus dem Gleichgewicht. Schon im zweiten Jahr kommt es zu Krankheiten, Schädlingsbefall und Ernteausfällen. Daher kann man essbare Leguminosen nur alle vier bis sieben Jahre auf demselben Feld anbauen. In der Zwischenzeit verliert der Boden an Stickstoff.  So brauche ich doch wieder Industriedünger, oder ich verzichte über mehrere Jahre auf Ertrag.

Ironie des Schicksals: Ausgerechnet die nicht essbaren Leguminosen haben diese Probleme nicht. Sie sind selbstverträglich und produzieren sogar noch mehr Stickstoff. Besonders effizient sind hier Kleegras und Luzerne mit guter Eigenverträglichkeit und fast 300 kg Stickstoff pro Hektar und Jahr. Klee und Luzerne wiederum wird besonders gerne verwendet als? Genau; Tierfutter.

Zusammenfassend haben wir also drei Möglichkeiten:

  • Einsatz von Industriedünger mit CO₂-Emissionen und ggf. Nebeneffekten auf die Bodenqualität
  • Anbau von essbaren Leguminosen mit mittlerem Stickstoff-Ertrag, aber nur in jedem siebten Ei, sorry Jahr.
  • Hoher Stickstoff-Ertrag durch Anbau von Tierfutter.

Keine dieser Varianten erfreut Landwirt und Veganer gleichermaßen. Hatte ich schon erwähnt, dass Landwirtschaft komplex ist?

Ammoniak klimaneutral

Kleiner Hoffnungsschimmer: Aktuell wird in Stanford ein neues Verfahren erprobt, mit dem man Ammoniak klimaneutral direkt aus Luft und Wasser gewinnen kann. Das passende Gerät stellt der Landwirt einfach auf sein Feld und erntet klimaneutralen Ammoniak als Dünger. Betrieben wird es mit Solarstrom. Leider ist dieses Verfahren noch nicht serienreif und noch nicht skalierbar. Dennoch kann es zukünftig einen Teil zur Lösung beitragen.

Ausblick

Das war zwei Wochen lang viel Theorie und wenig Klimarettung. Das gibt es wieder beim nächsten Mal. Die Grundlagen haben wir jetzt zusammen. Habt ihr euch alles gemerkt? Dann können wir daraus ab nächster Woche Lösungen bauen.

Bis dahin könnt ihr die Theorie in die Tat umsetzen: Wollt ihr euren Rasen zu Hause weniger düngen? Dann lasst ein bisschen Klee dazwischen wachsen. Der besorgt sich seinen Dünger selbst. Klee wächst auch in meinem Garten gut, liefert den Insekten mehr Nahrung als englischer Rasen und statt industriellen Stickstoffdünger auszubringen, trinke ich wieder eine heiße Tasse Kaffee.

Anhang

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