Teil 15: Wärmepumpe

Wärmepumpen sind wie Digitalisierung, Tempolimit und Kreditkarten. Funktioniert fast überall, nur nicht in Deutschland. Dabei ist die Wärmepumpe ein zentraler Baustein unserer Energiewende. In den letzten Wochen habe ich viel über Strom geschrieben. Dieser macht nur einen Teil der Aufgabe aus. Noch mehr Energie benötigen wir für Wärme, insbesondere zum Heizen unserer Gebäude. Genau hier kommt die Wärmepumpe ins Spiel.

Eine Wärmepumpe zieht Wärmeenergie aus der Luft vor dem Haus und pumpt sie ins Haus. Der Ansatz erinnert zunächst an die Schildbürger, die ihr Rathaus beleuchten wollten, indem Sie draußen Säcke mit Licht vollschaufelten, um sie dann im Rathaus auszuleeren. Mit Licht hat das nicht so richtig geklappt. Mit Wärme funktioniert das hingegen prima und schafft warme Heizungen und warmes Wasser.

Die gleiche Technik kennt ihr seit Jahrzehnten von eurem Kühlschrank. Dort pumpt der Kompressor Wärme aus dem Kühlschrank in die umgebende Küche. Das Ergebnis sind kalte Getränke und eine etwas wärmere Küche. Nach dem gleichen Prinzip arbeitet auch jede Klimaanlage. Eine Wärmepumpe mach das Gleiche, nur in die andere Richtung.

Für die private Heizung verwendet man am häufigsten Luft-Wasser-Wärmepumpen. Die Außeneinheit saugt Umgebungsluft an, kühlt diese ab und erhitzt bzw. verdampft dadurch ein Kühlmittel.  Dieses Kühlmittel wird durch einen Kompressor wieder verdichtet. An einem Wärmetauscher wird das Kühlmittel wieder abgekühlt und Heizungswasser aufgewärmt.  Das Ergebnis ist eine etwas kältere Außenluft, ein warmes Wohnzimmer und warmes Wasser.

Der Aufbau klingt kompliziert. Warum heize ich mein Wasser nicht einfach mit Strom, so wie beim Wasserkocher oder Durchlauferhitzer? Zwar ist ein Wasserkocher sehr einfach und preiswert, in der Effizienz ist er jedoch begrenzt. Ein Wasserkocher kann nur so viel Energie an das Wasser abgeben, wie im Strom enthalten ist.  Der maximale Wirkungsgrad liegt damit bei knapp 100%.   Eine Luft-Wasser-Wärmepumpe schafft einen Wirkungsgrad von 300% bis 350%, das heißt aus jeder Kilowattstunde Strom holt die Wärmepumpe 2,5 bis 3,5 kWH Nutzwärme heraus. Die Wärmepumpe spart somit 2/3 der Stromkosten.  Das fällt bei einem Wasserkocher nicht weiter auf. Wenn man aber ein ganzes Haus heizen will, sind  2/3 gesparte Stromkosten schon eine Hausnummer.

Auch bei Minusgraden arbeitet die Wärmepumpe zuverlässig. Erst ab -15° fällt der Wirkungsgrad nennenswert ab. Dank Klimawandel haben wir solche Temperaturen immer seltener. Für diese wenigen Tage hat jede Wärmepumpe einen zusätzlichen Heizstab, der notfalls einspringt. In der Gesamtbilanz spielt dieser kaum eine Rolle. Bei meiner Anlage liefert der Heizstab keine 2% der Gesamtenergie.

Anders als (veraltete) Gerüchte behaupten, funktioniert Wärmepumpe auch im Altbaut. Zwar arbeitet eine Wärmepumpe am liebsten in vollgedämmten Neubauten mit moderner Fußbodenheizung und Vorlauftemperaturen von 30°. Doch auch in älteren Häusern mit Heizkörpern funktioniert die Technik. Vorlauftemperaturen bis 50° sind gut machbar und auch Warmwasser mit 60° ist kein Problem.

Leider sind Wärmepumpen in Deutschland verhältnismäßig teuer. Für eine neue Wärmepumpe mit Komplettinstallation rufen Handwerker auch schon mal 30.000€ auf. Das ist ärgerlich, denn die gleiche Installation kostet in Frankreich nur ca. 18.000€, in  Großbritannien sogar für 9.000€. Gründe für diesen Preisunterschied sind Fachkräftemangel, deutsche Zusatzvorschriften, vor allem aber eine besondere Förderpolitik in Deutschland.

In Deutschland wird die Umrüstung von fossiler Heizung auf Wärmepumpe mit 50%-70% gefördert – unabhängig von den Kosten. Damit entsteht für die Handwerker wenig Kostendruck, denn Vater Staat übernimmt ja den Großteil. Die gute Nachricht für Hausbesitzer: Ihr bekommt den Großteil der Kosten geschenkt. Zusätzlich spart die Wärmepumpe jedes Jahr Heizkosten, zumindest wenn ihr den richtigen Stromtarif habt.

Rechenbeispiel

Nachfolgendes Beispiel vergleicht eine hochmoderne Brennwert-Therme (Wirkungsgrad nahe 100%) mit einer mittelmäßigen Wärmepumpe. Bei älteren Gas- oder Ölheizungen sieht die Ersparnis noch besser aus. Trag gerne deine Daten ein. Du findest sie auf der letzten Heizungsabrechnung/Stromrechnung (Die Daten werden nicht gespeichert).

Ausführlichere Informationen und Berechnungen gibt es hier. Einige Anbieter haben für Wärmepumpen eigene Stromtarife mit reduzierten Preisen. Auch gibt es beim Betrieb einer Wärmepumpe eine pauschale Reduzierung der Netzentgelte um ca. 150€ pro Jahr.

Nachteile

Wärmepumpen sind gut und wichtig, sie bringen aber auch Nachteile mit. Da ist zum einen der Platzbedarf. Im Heizungsraum braucht die Wärmepumpe etwas mehr Platz als eine Brennwert-Therme für einen Pufferspeicher. Hinzu kommt eine Außeneinheit, die man recht wohl als klotzig bezeichnen darf. Hier muss man schauen, ob man vor dem Haus einen geeigneten Platz hat. Es gibt auch Varianten ohne Außeneinheit. Bei diesen werden Zu- und Abluft über zwei Mauerdurchbrüche geführt.  Immerhin wurden zwischenzeitlich die Abstandsregeln zum Nachbargrundstück neu gefasst, so dass man Wärmepumpen mit Außeneinheiten teilweise auch an die Grundstücksgrenzen setzen kann.

Seid bei der Platzwahl dennoch umsichtig, denn Wärmepumpen machen Geräusche. Zwar sind die Anlagen leiser geworden, doch die Außeneinheit ist in ruhiger Umgebung hörbar. Bei Bosch könnt ihr die Geräuschentwicklung online ausprobieren.  Ich persönlich würde das Gerät nicht auf meine Lieblingsterrasse stellen. Auch will man das Gerät nicht direkt vor dem Schlafzimmerfenster haben, auch nicht vor dem des Nachbarn.  Wer jedoch nicht in einer entlegenen Ferienwohnung am Waldrand haust, den wird die Wärmepumpe kaum stören. Jede Grille und jedes Auto sind lauter und selbst die einen Kilometer entfernte Autobahn höre ich öfter als meine Wärmepumpe. Vor allem aber: Die Wärmepumpe arbeitet dann viel, wenn es draußen kalt ist. Dann hat man die Fenster in der Regel geschlossen und hört die Wärmepumpe gar nicht.

Fazit

Niemand verlangt, dass ihr jetzt heute eure alte Heizung aus dem Keller reißt. Wir haben ohnehin nicht genug Handwerker, um alle Häuser gleichzeitig umzurüsten.  Wenn ihr schon eine moderne Brennwert-Therme habt, die funktioniert, könnt ihr sie noch eine Weile benutzen. Die volle Förderung gibt es für Anlagen, die älter sind als 20 Jahre, bei diesen ist der Effizienzgewinn einer Wärmepumpe nochmal größer. Wenn ihr einen Austausch der Heizung plant, dann baut in jedem Fall eine Wärmepumpe ein. Jetzt noch neue Öl- oder Gasheizungen zu verbauen ist nicht nur für das Klima fatal, sondern auch für euren Geldbeutel. In den kommenden Jahren wird der CO2-Preis weiter steigen. Dieser schlägt sich direkt auf den Preis für Gas und Öl nieder.  Fossile Heizungen werden daher jedes Jahr nochmal teurer.

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