Es ist Samstag Nachmittag, die Wäschekammer quillt über und weit und breit kein helfender Teenager in Sicht. Immerhin hatten sie es am späten Vormittag noch geschafft, das Licht der Welt zu erblicken. Nach einigen Grunzlauten, minimax-Nahrungsaufnahme (minimale Nahrungsmenge bei gleichzeitiger Maximierung des Zuckeranteils) und zwei leerer Kaffeekannen später haben sie sich jedoch direkt wieder in ihre Höhlen zurückgezogen. Dort verbringen sie dann ihren Tag, unbehelligt von Tageslicht, Sauerstoffzufuhr oder gar sozialen Kontakten. In Gefängnissen werden solche Zustände als Folter angeprangert, für Teenager gilt das als gemütliches Wochenende. Wahrscheinlich alles nur eine Frage des WLAN-Empfangs.
Eben dieser hat für die Hausarbeit aber auch sein Gutes. Wollte man früher seine Kinder bitten oder eher anflehen, doch auch mal eine Wäsche auf- oder abzuhängen, musste man sich mit Bergsteigerausrüstung und Atemschutzgerät in ihre Höhlen vorkämpfen. Nur durch die eigene Grubenlampe spärlich beleuchtet, bahnte man sich dort einen Weg über die angesammelten Wäscheberge. Danach schaufelte man mit dem Schneeschieber eine schmale Passage durch die Staubschichten frei immer in die Richtung, in der man unter Chipstüten, Haarbürsten, Comicheften, CD-Sammlungen und hinter letzten Umzugskartons, die seit dem Einzug nicht mehr bewegt wurden, seinerzeit ein Bett aufgebaut hatte, aus dem einem nun grizzlyartige Winterschlafgeräusche vermuten ließen, wo man den Teenager wohl finden könnte.
Heute verteile ich die Hausarbeit einfach per Whatsapp. Die blauen Haken an den Todo-Listen erscheinen teenagertypisch innerhalb weniger Sekunden, und die Kinder können später nicht behaupten, sie hätten mich „nicht gehört“. Gleichzeitig lernen die Kinder, dass es gar nicht gut ist, wenn man zu oft aufs Handy schaut.
Sollte ein solcher Aufruf doch einmal „verloren gegangen sein“, ist offensichtlich das Handy kaputt und muss von mir umgehend zur Reparatur eingeschickt werden … in Korea … mit dem Schiff! Seitdem funktioniert die Nachrichtenübermittlung der Teenagerhandys wieder sehr zuverlässig.
Zur besseren Motivation lege ich die heutige Kombination für das Zahlenschloss des Kühlschranks unter den Wäscheberg und der Schlüssel zur Vorratskammer kommt irgendwo zwischen das Geschirr in die Spülmaschine. So sind die meisten Aufgaben bis zum Einsetzen der Abendfütterung erledigt.
Lediglich der Sohn entzieht sich diesem System immer öfter. Jeden Samstag, kurz bevor es an die Hausarbeit geht, schickt er mir eine Nachricht: „Bin Fußball spielen. Hab dort keinen Empfang. Komme später…“
Bleibt mir nur zu antworten: Ziel erreicht, weitermachen. 🙂