Für Klimaschutz brauchen wir klimaneutrale Energie. Das Gute daran: Wir haben heute schon alle Lösungen und Techniken, die wir dafür brauchen und das direkt vor unserer Haustür.
Ironischerweise erweist sich „direkt vor der Haustür“ in der Praxis auch als Fluch statt nur als Segen. Insbesondere bei Windrädern gibt es regelmäßig Geschrei, sie würden die Gegend verschandeln. Klar, ein Windrad beleidigt das Auge, schließlich lenkt es mich zu sehr von den echten Naturschäden ab, wie z.B. dem Braunkohle-Tagebau Garzweiler:
Echt furchtbar, diese Windräder, nicht wahr? Windräder liefern mehr Strom als Photovoltaik und das auch häufiger, insbesondere nachts. Aktuell kommt 30% unseres Stroms von Windrädern. Bei so einer Leistung kann man vielleicht auch den Anblick tolerieren.
Beim Tagebau hat man das übrigens elegant gelöst, indem man im Weg stehende Dörfer einfach plattgewalzt hat. Ca. 120.000 Menschen wurden für unsere Kohle umgesiedelt, zahlreiche Dörfer zerstört. Da sind ein paar Windräder als Alternative vielleicht gar nicht so schlimm?
Die Argumente von Winkraft-Gegnern sind ebenso zahlreich wie abstrus. Eine umfassende Sammlung der Argumente für Windkraft hat die Gruppe Klimaplan Markdorf zusammengestellt. Daher hier nur in aller Kürze:
Ja, Windräder sind ein Eingriff in die Natur, und zwar ein sehr kleiner. Viel mehr Naturschaden entsteht durch den Klimawandel, wenn wir keine Windräder bauen oder eben auch durch Kohlebergbau (Stichwort Ewigkeitskosten Ruhrgebiet) .
Ja, Windräder töten Vögel, in Deutschland ca. 100.000 pro Jahr. Gleichzeitig sterben jedes Jahr 20-100 Millionen durch Katzen, 70 Millionen durch Straßenverkehr und ca. 100 Millionen an Glasscheiben (Quelle).
Wenn wir Vögel retten wollen, lasst uns also alle Katzen einschläfern, Autos verbieten und unsere Fenster zumauern.
Ja, Windräder lassen sich recyclen. Bisher wollen wir das aber gar nicht, weil die meisten erst mal noch ein paar Jahre laufen sollen. Und falls die Müllentsorgung ein Argument gegen Windkraft ist, was ist dann die Alternative? Atomkraft? Ich persönlich hätte auf der lokalen Mülldeponie lieber ein Endlager für Windradflügel als für Castorbehälter.
Welche Argumente kennt ihr noch? Schreibt es mir in die Kommentare.
Tatsache ist, Windräder sind eine leistungsfähige und zuverlässige Technik für klimaneutrale Energie. Je nach Standort liefert ein Windrad 1.800 bis 4.500 Volllaststunden pro Jahr. Selbst in Bayern funktioniert ein Windrad damit besser als Photovoltaik. Wenn man das Windrad dann noch in der Nähe von Markus Söder oder Hubert Aiwanger aufstellt, produzieren die so viel heiße Luft, dass der Wirkungsgrad wahrscheinlich nochmal steigt. Aber selbst, wenn zu Hause gerade kein Wind geht und das Windrad still steht, irgendwo in Europa weht immer Wind und der Strom lässt sich dank europäischer Stromnetze grenzüberschreitend verteilen.
Ach ja, preisgünstig ist Windstrom auch. Gibt es an der Strombörse bereits für 4-8ct/kWh. Hinzu kommen dann halt noch Netzentgelte, Steuern und sonstige Abgaben, aber das ist für jeden Strom identisch … zumindest noch in diesem Jahr. Ab 1.1.2025 richten sich die Netzentgelte nach der Anzahl der Windräder (und PV), die in der Nähe stehen. Sprich: Da wo PV- und Windkraft stehen, werden die Netzentgelte günstiger. Bei allen NIMBY-Menschen (not in my back yard), wird der Strom dafür teurer. Das hat dann schon fast etwas von Karma, wenn Du Dich jahrelang gegen den Windpark gewehrt hast und zur Belohnung jetzt eine höhere Stromrechnung bekommst.