Nein, ich glaube nicht, dass ich jetzt einen neuen Artikel schreiben kann. Nur weil ich tatsächlich seit 3 Minuten ungestört hier sitze, heißt das ja nicht, dass das noch weitere 5 Sekunden so bleibt. Sicher kommt gleich wieder ein „Was gibt’s heute zu essen?“ oder die aktuelle Lieblingsfrage der Kleinen: „Darf ich was Elektrisches?“ – Die aktuelle Standardformulierung in unserer Familie für das Nintendo / Wisch-Wisch-Phone / Sims / Youtube / Amazon-Serie / Gehirn-Kaugummi-Konglomerat mit dem unsere Nation in den letzten Jahren kollektiv versucht, zwischenmenschliche Kommunikation durch digitale One-Way-Only-Placebos zu ersetzen.
War das zu negativ für den Einstieg? So schlimm war es gar nicht gemeint. Ich habe in meinem Leben selber viel Computer gespielt und meine DVD-Sammlung füllt eine ganze Schrankwand. Und wenn ich so recht darüber nachdenke, führe ich gerade in diesem Moment einen One-Way-Only-Placebo-Monolog mit einer Quad-Core-CPU plus Touchscreen. Mit Gesellschaftskritik zu Medienkonsum darf ich mich daher zurückhalten.
Es spricht ja auch nichts dagegen einen gemeinsamen Fernsehabend zu genießen. Heute ist „gemeinsam einen Film schauen“ ja auch schon fast ein Highlight der zwischenmenschlichen Interaktion. Immer öfter besteht der Familienfernsehabend schließlich weder aus gemeinsam noch aus einem Film. In Spitzenzeiten schafft die Familie es auch gerne mal, zeitgleich auf fünf Geräten fünf verschiedene Sachen zu schauen, selbst wenn gerade nur vier Personen im Haus sind. Breitband-Internetausbau erzeugt skurrile Nebeneffekte.
Jetzt muss ich aber auch schon wieder Schluss machen. Mein Sohn möchte etwas spielen… so richtig in 3D mit haptischem Feedback und photorealistisch… noch sind dies ja Indizien dafür, dass das Spiel analog / ohne Strom / real stattfindet. Wie lange wird das noch so sein?
Heute steht Schwertkampf auf dem Spielplan, Sohnes aktuelle Lieblingsbeschäftigung. So richtig mit Holzstöcken und analog. Zwar macht das Schwert meines Sohnes beim Rumfuchteln regelmäßig „Bzzzzzzzz… bzzzzzz…“, aber wenn sich die Klingen treffen, dann macht das Holz immer noch das gute alte „Klack, klack“ von früher; und das ist immer noch schön… in Farbe, 3D und selbst erlebt.
Ups. Mein Handy hatte gesagt, der Kommentar wäre nicht gesendet worden, also habe ich ihn erneut verfasst… Aber offensichtlich hatte sich mein Handy getäuscht…
Auch Smartphones sind halt nicht allwissend. Ich finde das beruhigend.
Ich bleibe dran. In den nächsten Tagen habe ich ja „nur“ zwei Auftritte. Da bleibt vielleicht etwas Luft zum Bloggen. Ansonsten hoffe ich doch, dass das Stundenglas aus Harry Potter bald auf den Markt kommt, dann kann ich Beides machen….
„Nein, ich glaube nicht, dass ich jetzt einen neuen Artikel schreiben kann.“
Anscheinend und zu meiner großen Freude hat es glücklicherweise doch geklappt.
Es ist schön, endlich mal wieder einen richtigen Beitrag zu lesen, auch wenn die Mitschnitte (und Live-Erlebnisse) der PoetrySlam-Auftritte natürlich genauso super sind.