Wer die letzten Artikel gelesen hat, wird gemerkt haben: Einkaufen ist nicht meine Lieblingsbeschäftigung. Mein idealer Supermarkt sähe in etwa so aus:
Leider habe ich einen solchen Laden noch nicht gefunden. Mit einem Einkaufszettel zwischen den Regalen umher irren und mich gleichzeitig daran erinnern, was genau mit „Belag“ gemeint war – das macht wirklich nur dann Spaß, wenn ich mich damit vor einem Zahnarzttermin drücken kann. Und auch die Kinder finden das üblicherweise nur spannend, wenn sie sich gerade zu dritt im Einkaufswagen stehend mit Biotomaten bewerfen oder ausprobieren, ob man auf den frischen Eiern balancieren kann.
Zeit also für eine andere Strategie: Wie hat man Spaß im Supermarkt? Für Frauen könnte man dies vermutlich erreichen, indem man in den Regalen als Warentrenner jeweils Schuhe zum Verkauf anbietet. Für Männer könnte man entsprechend Akkuschrauber, Kreissägen und andere Werkzeuge einstreuen. Dies strapaziert auf Dauer aber die Haushaltskasse, und das für die Kinder mittlerweile im Supermarkt angebotene Spielzeug macht das Leben auch nicht entspannter… Was also tun?
Was bei mir ganz gut hilft, sind folgende einfache Maßnahmen:
- Erst Essen, dann einkaufen gehen! Ein leerer Bauch im Supermarkt ist eine Folter, die man sich getrost ersparen kann. Und meistens kauft ein voller Bauch die besseren Zutaten ein.
- Einkaufszettel konsequent zu Hause lassen.
- In Bezug auf Kinder könnte man das Gleiche empfehlen, aber das wäre geschummelt und ist je nach Produkt aus Alter der Kinder und Anzahl verfügbarer Fernseher/Computer nicht immer empfehlenswert. Also einpacken + mitnehmen…
Im Supermarkt angekommen gilt dann die übliche Regel: Man muss Kinder beschäftigt halten, sonst beschäftigen sie einen. Das fängt schon beim Holen des Einkaufswagens an. Jedes Kind bekommt ein Geldstück, und soll einen Wagen holen. Dazu verteilt man ein 1-Euro-Stück und mehrere 2-Cent-Münzen. Das sorgt dafür, dass man nicht zu viele Wagen bekommt.
Im Laden gilt es dann, so viele Waren wie möglich durch die Kinder besorgen zu lassen. Je nach Bewegungsdrang der Kleinen vorzugsweise Artikel vom anderen Ende des Geschäfts. Wer Angst hat, dass sich die Kinder dabei verlaufen, steckt jedem unauffällig ein paar der alarmgesicherten Artikel in die Jackentasche. Dadurch findet man sie zuverlässig wieder, sobald die Kinder das Geschäft verlassen wollen. Das Supermarktpersonal ist übrigens erstaunlich hilfsbereit, wenn es darum geht, die so entlaufenen Kinder wieder zurückzubringen.
Ansonsten lässt sich durch genügend Kinderhände ein Einkaufswagen recht zügig befüllen. DVDs, Laptops und Kaviar kann man vor der Kasse noch unauffällig entsorgen. Die Kinder haben keine Lust auf Botengänge? Kein Problem, alles eine Frage des Marketings. Eine Paprika in den Wagen bringen, wird deutlich spannender, wenn man jedem Kind eine in die Hand drückt und sie zum Wagen um die Wette laufen lässt. Gurken eigenen sich dabei übrigens hervorragend als Staffelholz und der typische Regalaufbau lädt geradezu ein zu Wettrennen über mehrere Runden. Wenn das nicht klappt, weil die Kinder nicht rennen wollen, hilft noch der Rettungsanker für Notfälle. Auch das faulste Kind lässt sich meistens motivieren mit den Worten: Schau mal, ob Du ein Nutella-Glas findest, das Dir gefällt. Dadurch kaufen wir zwar häufig mehr Nutella als geplant – das hat die Kinder aber noch nie gestört, und meistens war es am Monatsende trotzdem alle. Und wenn das Nutella mal runter fällt und zu Bruch geht, stellt man sich am besten daneben und ruft lauthals: „Wer lässt denn hier seine Kinder unbeaufsichtigt durch die Gänge rennen!“
Ach ja, da war ja noch was: Der Einkaufszettel. Die sind einfach nur nervig und lästig. Einzige Ausnahme: Wenn man einen Erstklässler in der Truppe hat, kann man diesen sehr gut damit beschäftigen, dass er während des Einkaufs den Zettel vorliest. In höheren Jahrgängen kann man dies nochmal wiederholen, indem man die Zettel auf englisch/spanisch/lateinisch schreibt. Ansonsten verwende ich gerne das Zettel-Ersatz-Prinzip: Kauf ein, was gerade lecker aussieht! Damit ist auch klar, dass man vor dem Einkaufen unbedingt etwas essen sollte, wenn man nicht mit dreißig Packungen Tiefkühllasagne nach Hause kommen möchte.
So lange man halbwegs gefüttert ist, kann man einen Einkaufswagen recht erfolgreich nach Gefühl befüllen. Das geht deutlich schneller als das ewige Suchen und ist um ein Vielfaches einfacher. Außerdem lernt man dabei auch mal neue Produkte kennen. Wenn die Zutaten erst einmal zu Hause sind, wird sich auch ein Weg finden, wie man daraus etwas Essbares machen kann. Unter anderem ist so das Rezept für Rettich-Chips entstanden, aber das ist eine andere Geschichte. Also lauft durch die Gänge und lasst euch inspirieren. Packt in den Wagen was lecker aussieht, der Rest kommt beim Kochen. Gerne könnt ihr auch die Kinder fragen, was sie gerne haben wollen – auch dabei entstehen interessante Rezepte. Und so lange wir Kinder dazu nötigen, Spinat und Blumenkohl zu essen, ist es nur fair, wenn sie sich bei Gelegenheit rächen durch Kreationen wie „Italienische Pasta an Marshmallow in Karamellsoße“.
Zu Hause angekommen stellt ihr fest, dass ein paar Zutaten fehlen? Dann seid kreativ. Salami als Brotbelag lässt sich durchaus durch Zucchini oder Cornflakes ersetzen. Tipp: Sorgt dafür, dass ihr stets 10 kg Nudeln und Tomatenmatsch im Haus habt. Egal welche Zutaten ihr vergessen habt, kann sich die Familie damit bis zum nächsten Einkauf über Wasser halten. Sollten die Kinder (vorzugsweise Teenager) meckern: Sie können ja beim nächsten Mal mitkommen, und es besser machen.
Oder ihr habt fleißig Joghurt eingekauft, und stellt zu Hause fest, dass ihr vorgestern schon mal die gleiche Idee hattet? Keine Sorge, das Mindesthaltbarkeitsdatum wird in der Praxis völlig überbewertet. Also stellt den Kühlschrank zwei Grad kälter und probiert die Ingwer-Joghurt-Soße (das Rezept dafür reiche ich nach).
Ich hoffe, ihr seid jetzt ein bisschen neugierig auf die nächsten Beiträge (Rettich-Chips und Ingwer-Soße?). Wenn ja, könnt ihr Küchenironie abonnieren – und keinen Beitrag mehr verpassen.