Faircount Chips

Neulich unterhielten sich ein paar Mütter über die ordnungsgemäße Zubereitung von Knabberschüsseln.

Dabei geht es um die Vorbereitung eines gemütlichen Abends mit den Kindern. Nehmen wir z.B. einen Spieleabend mit einer Runde Activity oder „Geschichten erfinden“ sowie anschließender Familiendisco. Wer sich das nicht mehr vorstellen kann, darf sich auch das Standardprogramm ausmalen: Familienunterhaltung powered by Netflix.

In beiden Fällen dürfen Chips nicht fehlen. Natürlich könnte man nun eine große Schüssel auf den Tisch stellen, Chips reinschütten und fertig. Damit ergibt sich in der Praxis jedoch ein Problem. Sobald Kind 1 sich den ersten Chip angelt, realisieren die Geschwister instinktiv: „Oh! Da hatte jemand schon Chips und ich noch nicht.“ Diese himmelschreiende Ungerechtigkeit muss natürlich ausgeglichen und – wichtiger noch – geahndet werden. Also greift Kind 2 ebenfalls zu und nimmt sich zwei Chips.

Man ahnt, wie es weitergeht: Das nächste Kind nimmt sich drei Chips und binnen Minuten gerät der gemeinsame Abend zum Wettessen, immer darauf bedacht, dass der Andere bloß nicht mehr Chips abstaubt als man selbst. Fragt man hinterher nach, ob die Chips geschmeckt haben, lautet die Antwort: „Ist mir egal. Aber ich hatte die meisten!“

So oder so ähnlich ging es wohl auch den Müttern in der Straßenbahn. Als Lösung bekommt nun jedes Kind eine eigene Schüssel mit seinem ganz persönlichen Chips-Vorrat. Daraus ergibt sich jedoch gleich das nächste Problem: „In der anderen Schüssel sind mehr Chips drin. Mama, Du hast nicht gerecht geteilt. Du hast mich nicht mehr lieb!“

Jetzt könnte man darauf erwidern: „Stimmt! Und zwar weil Du ständig nörgelst.“ Durchaus wirkungsvoll, pädagogisch jedoch fragwürdig und für die Stimmung am Abend selten zuträglich.

Mutter 1 löste dieses Problem anders: „Ich jedenfalls zähle jetzt die Chips immer einzeln ab, damit es hinterher keinen Streit gibt.“

Mutter 2: „Das habe ich früher auch gemacht. Aber das dauert einfach zu lange. Jetzt kaufe ich nur noch Chipsletten, da kann ich die einzelnen Stapel einfach mit der Schieblehre ausmessen.“

Mutter 3: „Aber Chipsletten sind mir einfach zu teuer. Ich wiege die Chips immer mit der Küchenwage. Das geht schnell und funktioniert auch bei Salzstangen.“

Das ist dann wieder der Moment wo ich mir denke: Wenn das eure Lösungen sind, behalte ich lieber mein Problem. Jetzt muss ich aber Schluss machen. Wir haben gleich noch Familienabend. Kind 1 verteilt gerade die Chips auf die einzelnen Schüsseln. Kind 2 steht daneben und passt auf, das Kind 1 nicht nascht. Und wenn alle Chips verteilt sind, darf sich Kind 3 als erster eine Schüssel aussuchen.

Ich bin sicher, dass auch heute wieder alle Schüsseln exakt gleich voll sind…

 

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2 thoughts on “Faircount Chips

  1. Gute Lösung, Holger. Alternativ könnte man ja die Chips durch Gemüsechips auswechseln. Da würde der Streit, wer am meisten Chips hatte, bestimmt ein wenig gedämpft werden, dadurch, dass die Snacks dann *Achtung* GESUND *Gefahr Ende * ist und die mutigen Kinder nehmen zusätzlich noch ein paar Vitamine auf.
    Und ja, ich weiß, dass Chips aus Kartofeln sind und Kartoffeln als Gemüse klassifiziert werden. Ich meine aber Chips aus getrockneter Roter Beete, Karotten, Süßkartoffeln (Achtung, die sind wieder lecker) und Pastinaken.
    Andererseits ist ein friedlicher Spieleabend in der Familie auch die Kinderarbeit des Chips-Verteilens wert. 🙂

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